Kostenfreie Schwimmkurse in Tübingen
„Soziale Kompetenz und Schwimmen, hat das etwas miteinander zu tun?“
Schwimmen ist doch „nur“ eine Sportart und dient primär dem Erlernen von neuen Fähigkeiten und der sportlichen Ertüchtigung. Stimmt nur bedingt. Kinder, die einen Schwimmkurs besuchen lernen vielmehr als ausschließlich Schwimmhände, Froschbeine, richtig atmen und sich auf den Rücken drehen. Sie lernen, sich von den Eltern, Bezugspersonen abzulösen, werden selbständiger und lernen, sich in einer Gruppe zu bewegen.
„Als Schwimmlehrkraft (und Sozialpädagogin und Mutter) beobachte ich, wie sich Kinder im Laufe eines Schwimmkurses entwickeln.“
Im Jahr 2015 wurde als Teil des Tübinger Bündnisses für Familie das Angebot „Schwimmen für alle Kinder Tübingen“ eingerichtet. Im selben Jahr starteten die ersten Schwimmkurse, die bis zur Schwimmsicherheit (Bronze) reichen und von ausgebildeten Lehrkräften geleitet werden. Die Kurse richten sich speziell an Familien mit niedrigem Einkommen und sind für diese kostenfrei. Finanziert werden sie u.a. durch die Stadt Tübingen, den Landkreis Tübingen sowie durch Unternehmen, Stiftungen, Bürgerinnen und Bürger etc. Die Nachfrage ist seit Beginn des Angebots konstant hoch. Jährlich nehmen etwa 180 bis 274 Kinder teil; viele weitere Kinder stehen auf der Warteliste.
Der Großteil der Kinder beginnt um den fünften Geburtstag mit dem Schwimmunterricht. Viele haben sich davor schon an Wasserbewegungen gewöhnt, sie kennen die Atmosphäre und die Gegebenheiten in einem Bad. Andere profitieren von denen, die sich schon ein bisschen auskennen. Die Aufgabe der Schwimmlehrkraft ist es, vorhandene Fähigkeiten zu fördern und auszubauen, Ängste abzubauen, viel Spaß zu haben und dafür zu sorgen, dass das Lernklima für alle optimal ist.
„Nicht jedes Kind mag es, wenn das Wasser ins Gesicht spritzt, aber durch die Gruppe (Peers) wird vieles, was zuhause gar nicht möglich ist, plötzlich spaßig und kann ausprobiert werden.“
Die meisten Kinder lieben es, neue Sachen zu versuchen, auch mal mutig zu sein. Kinder haben ihr eigenes Tempo und es ist wichtig, darauf Rücksicht zu nehmen. Der Spaß und die Freude am Lernen, am Ausprobieren, am Element Wasser stehen immer im Vordergrund.
„Ich finde es wichtig, keine „Prüfungstage“ für Schwimmabzeichen zu machen, sondern dem Kind dann, wenn es die erforderlichen Leistungen gebracht hat (oft ohne, dass es das weiß), die Belohnung in Form des Abzeichens zu geben.“
Nicht jedes Kind wird am Ende des Kurses das „Seepferdchen“ geschafft haben, aber alle Kinder sollten die Grundfähigkeiten des Schwimmens erlernen können. Das gilt auch für Kinder mit Behinderungen und Einschränkungen. Sie lernen meist in einem anderen Tempo, das Lernen findet auf unterschiedlichen Ebenen statt.
„Kinder stärken durch Sport, durch Gemeinsamkeit, durch Spaß, Erfolgserlebnisse und durch das Vertrauen, dass sie ihr eigenes Tempo setzen können, dass sie gehört und wahrgenommen werden, das macht meiner Meinung nach ‚starke Kinder‘ aus.“